Liebe Freundinnen und Freunde,

das Crowdfunding zur Finanzierung des Debütalbums läuft auf vollen Touren und ihr habt durch eure Unterstützungen schon viel beigetragen. Ich freue mich, dass es so gut anlief und viele Freunde und Bekannte mit dabei sind. Vielen Dank.

Passend zu der Sammelaktion, werde ich euch in der nächsten Zeit die Platte Stück für Stück näher vorstellen. Dabei werde ich von außen nach innen vorgehen. Und so beginnt es beim Cover.

Foto: Walter Schönenbröcher

Bei so einem Cover hat man viele Möglichkeiten. Man kann sich auf die große Reise begeben und versuchen die Elemente der Musik in das visuelle einfließen zu lassen. Lange habe ich überlegt und mit verschiedenen Designkonzepten herumprobiert. Dabei kam ich auf die Idee leere Straßen bei Nacht zu fotografieren. Und so zog ich mit meiner 10-Megapixel Digitalkamera los und versuchte die nächtliche Mystik meiner Heimatstadt einzufangen. In den gähnend leeren Straßen von Cottbus nach Mitternacht entstanden auch ein ganz paar nette Bilder. Es hat viel Spaß gemacht und ich wurde in den vier Stunden von keinem Auto oder Passanten dabei gestört. Doch schlussendlich musste ich feststellen, dass auch der Umgang mit Kamera, Perspektive und Licht ein Handwerk für sich ist. Als autodidaktischer Anfänger war ich nicht wirklich in der Lage vorzeigbare Ergebnisse zustande zu bringen. Und so wurde der Stadt-Nacht-Traum vorerst auf Eis gelegt. Das war Glück im Unglück. Denn durch die Niederlage meiner fotografischen Ambitionen eröffnete sich nach und nach eine wesentlich bessere Variante für das gesamte Artwork der Platte.

Im Juni vergangenen Jahres veranstalteten mein Freund und Fotograf Walter Schönenbröcher und ich in seinem Fotostudio ein Shooting. Ziel dieser Session war es, so viel wie möglich brauchbare Bilder für Konzertwerbung zu generieren. Dabei entstanden sehr viele gute Portraits und so wählte ich dieses eine aus, um als vorläufiges Testcover zu dienen. Die Weiterentwicklung der Dinge bestätigte dann die Wahl dieses Bildes und somit war das Cover mit einem Mal gesetzt.

Für die Nerds unter euch bleibt noch zu sagen, dass diese Gitarre wirklich kein Herstellerlogo mehr auf der Kopfplatte hat. Es wurde also nicht nachträglich für das Foto entfernt. Es ist eine „Jolana-Iris“ aus der DDR die leider ziemlich furchtbar klingt, aber dafür den Rock’n’Roll Spirit ganz gut ausstrahlt.

Von der Vorderseite geht es auf die Rückseite. Auch hier wurde mit Farbe und Emotionen eher sparsam gearbeitet. Nein, im ernst. Es ist ein rein informatives Backcover und deshalb erzähle ich kurz was zu den Songs des Albums.

We are one

Den Auftakt des Albums macht der Song „We are one“. Diese Lagerfeuernummer ist nach einem Partywochenende mit Freunden an einem See entstanden. Man packte damals gerade zusammen und ich saß im Schatten eines Baumes und klimperte dieses Intro. Bei Youtube gibt es sogar noch die Akustikversion von vor sechs Jahren zu sehen. Die dortige Aufnahme entstand ein paar Tage nach dem besagten Wochenende. Später während der Studioaufnahme wuchs dann der gesamte Bandsound drum herum. Dadurch, dass die Instrumente erst nach und nach einsetzen, eröffnet „We are one“ das Album auf eine entspannte Art.

We are one

Better

Better ist ein Soundtrack für Weltenbummlerinnen, Ausreißer und die Sehnsucht nach der großen weiten Ferne. Die Inspiration lieferten hierfür unter anderem die Fahrradreisen, die ich in den letzten fünfzehn Jahren gemacht habe. Meine erste Tour führte mich damals 2013 nach Rügen. Dafür sattelte ich ein Oldtimer-Herrenrad ohne Gangschaltung. Ich hatte kein Geld für Fahrradtaschen und so koppelte ich einen vorhandenen Fahrradhänger an. Diesen belud ich anschließend mit lauter Dingen, die ich glaubte unbedingt auf so einer Reise zu brauchen. Ich weiß nicht, wie schwer das Anhängsel am Ende war, jedoch überstieg es ganz bestimmt dreißig Kilo. Dieses Vehikel trieb ich dann bei flirrender Hitze von Cottbus durch den Spreewald, durch die Bundeshauptstadt bis an den südlichen Rad der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort gestand ich mir dann endlich ein, dass ich wohl dezent überladen unterwegs war und kapitulierte. Leicht desillusioniert ging es mit dem Zug weiter ans Ziel. Diese abenteuerliche Jungfernfahrt war jedoch der Ansporn für weitere Reisen. In den Folgejahren ging es mit besserem Rad nach Schweden und Dänemark, später mit einem guten Freund in dreieinhalb Wochen von zu Hause bis nach Stockholm, folglich nach Süddeutschland und später nach Polen. Das faszinierendste bei diesen Touren war das Freiheitsgefühl, welches sich nach wenigen Tagen auf dem Bock einstellte. Man konnte immer selbst entscheiden, wie es weitergehen sollte und in schwierigen Situationen gab es stets freundliche Menschen, die einem weiterhalfen. Und wenn man einen ganzen Tag lang durch Regen und Gegenwind gefahren war und abends an einem idyllischen See halt machte, dann gab es kein schöneres Gefühl vom Leben im Hier und Jetzt.

Radreisen sind momentan wieder angesagt. Große YouTube-Stars zeigen uns, wie man so eine Reise professionell und bestenfalls mit High-End-Equipment realisiert. Dazu kann ich nur sagen, dass ich meine ersten Touren ohne Smartphone und Navi gefahren bin. Orientiert wurde sich mithilfe von Spickzettel, Sonnenstand und Nach-dem-Weg-fragen.

In dem Musikvideo wurde der Performance-Shot in der Berliner Wabe gefilmt. Später im Schnitt wurden ein paar Roadtrip-Aufnahmen eingestreut, von denen einige Shots während meines Auslandsjobs in Norwegen entstanden sind.

Better

Kaleidoscope

Viele Lieder baue ich anfangs mit einfachen Akkorden und Gesangmelodien zusammen. Manchmal gibt es auch schon ein konkretes Wort oder eine Textzeile als Leitfaden. Der lyrische Rest findet in diesem ersten Kompositionsstadium oft in einer Art Fantasie-englisch statt, wie in einer Lautsprache ohne konkrete Bedeutung. Die Hauptmelodie von Kaleidoscope, welche zwischen den Strophen von Xylophonen und Marimbas gespielt wird, geisterte schon eine Weile durch mein Kopf. Nur fehlten lange Zeit Strophen und Songstrukturen dazu. Eines Tages nahm ich dann die Challenge an und begann diesen Song harmonisch und strukturell auszuformulieren. Das fertige Playback lag anschließend noch ein, zwei Wochen unbesungen im Archiv. Dann, eines Abends schaute ich eine Dokumentation über ein Künstlerpaar, welches mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft, in einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz, Kaleidoskope baut. Diese Doku beschäftigte mich in den folgenden Tagen und ich beschloss, dass der neue Song Kaleidoscope heißen und der Text eine Art künstlerische Gleichung des Lebens offenbaren sollte. Ähnlich wie die optischen Reflexionen und Wiederholungen in einem Kaleidoskop, sollten auch Zeilen und Reime des Songs einem symmetrischen System folgen. Alles sollte sich drehen und gemeinsam einen klanglichen Reigen tanzen. Mein ganzer Geist mutierte während dieser Pläne selbst schon zu einem lebhaften Kaleidoskop. Doch ähnlich wie beim Albumcover drehte sich schlussendlich alles zu einer einfachen und überschaubaren Nummer zurück. Während einer Zugfahrt nach Berlin entstand dann der finale Text. In diesem Song geht es darum, nicht immer gegen den Strom des Lebens zu schwimmen, sondern zu lernen, ihn zu seinem Vorteil zu nutzen.

Kaleidoscope

Detox

Kommen wir zu einem kleinen Experiment. Ich selbst war nie ein großer Reggae Fan. Doch der Song „Detox“ ist eine kühne Annäherung an diesen Sommerlichen Chillout-Vibe. Und zwar bekam ich einst von einem Mann namens Georgie Klingberg eine alte Musima Lead Star geschenkt. Diese DDR-Stratocaster hatte ich nun, nachdem sie über zehn Jahre in der Ecke gestanden hatte, gesäubert und mit frischen Saiten bespannt. Ein bisschen Seifenwasser hier und etwas Kontaktspray dort und schon lag sie wie neu in meiner Hand. Ein neues Instrument liefert mir auch oft neue Inspiration. Und so spielte ich mit Choruseffekten und viel Hall drauf los. Irgendwie kam ich bei dieser Aktion nicht auf die Idee einen Verstärker zu verwenden. Direkt in den Mixer gestöpselt und ausschließlich mit Digitaleffekten versehen, stand dem feinperligen Strat-Sound der Achtziger nichts mehr im Wege. Das Riff bewegte sich irgendwo zwischen Eurythmics und Dire Straits. Durch die Pausen und die Hallfahnen hatte es auch etwas von Sting. Und genau Letzterer war es, der mich dazu inspirierte, eine nichteuropäische Rhythmik für den Song zu wählen. Damit ich diesen neuartigen Vibe auf dem Weg des Arrangements nicht aus versehen verlassen würde, sah ich es vor, mir ein paar rhythmische Gesetze zurecht zu legen. Mit diesem kleinen Regelwerk konnte dann der achtziger Midnight-Reggae erblühen. Während der Entstehung dieses Songs beschritt ich ziemlich viel Neuland für mich und auch die Harmoniesätze für die Blechbläser im Refrain stellten eine neue kompositorische Aufgabe dar.

Der Text benötigte dann allerdings mehrere Anläufe. Der erste Entwurf war ein lieblos zusammengeschustertes Wortgebilde. Irgendetwas fand dabei wohl in einer Disco statt. Eine Frau war da interessant und alles bewegte sich Richtung endlosen Nachtspaß und große Erlösung am Morgen. Arbeitstitel: „Diamond“ – bestimmt ein lyrisches Meisterwerk. Ich hab eigentlich nichts gegen solche Texte, jedoch sollten sie schon irgendeine Verbindung zur Realität besitzen. Nach mehrfacher Überarbeitung legte ich diesen Inhalt schließlich ad acta. Während sich das Album nach und nach formierte, kam ich dann auf die Textidee zu „Detox“. Hierbei ist aber nicht vom Entzug von ungesunden Substanzen die Rede, sondern die Social-Media-Krake sitzt im lyrischen Sinne auf der Anklagebank.

Detox

Tonight

Es war nämlich genau folgender Song, der dem Textentwurf „Diamond“ inhaltlich zuvorgekommen war und auch eine reale Grundlage besaß. „Tonight“ beschreibt das Nachterlebnis, dessen Darstellung mir im Reggae misslungen war. Die Disco glüht, Nebelschwaden stehen im Raum und irgendwo im Nikotin- und Alkoholrausch begegnet man sich. Die Dinge nehmen ihren Lauf und obwohl man weiß, dass alles nicht ganz optimal zueinander passt, gewinnen Neugier, Reiz und Übermut die Oberhand. Musikalisch inspiriert von „Billy Idol“, „Aha“ und „Killing Joke“ war es mir ein Fest, diese Nummer innerhalb von zwei Tagen im Studio entstehen zu lassen. Hinzu kam noch ein Gitarrensolo und später fügte mein Freund Jannis Ufer einen Synthesizer Arpeggio hinzu, der dem Refrain nochmal zusätzliche Fahrt verlieh. Aufgrund der knackigen Bassdrumfigur in den Drums, nahm die finale Schlagzeugaufnahme zusätzlich doch noch etwas Zeit in Anspruch. Übrigends ist es dieser Song, in dem laut Crowdfunding -Video ein Baumarktwerkzeugkasten zu hören ist.

Tonight

Dreams on the waiting line

Die Uhr tickt. Bekanntlicher Weise, läuft für jeden von uns ab dem ersten Lebenstag die Zeit langsam ab. Zwar ist diese, durch ihre Begrenztheit unendlich kostbar, doch ertappen wir uns manchmal dabei, wie wir fremdbestimmten Zielen nacheifern und uns selbst hinten anstellen. Im dramatischsten Fall richtet man sein gesamtes Leben nach Dingen aus, die einem eigentlich nicht wirklich gut tun, während er kapitalistische Überfluss uns stets ein riesiges Angebot bietet, uns selbst zu verlieren und dem Strom des Konsums zu folgen. Unzufriedenheit, Resignation und Selbstzweifel können die Folge sein und die eigenen Träume bleiben dabei auf der Strecke. Zu diesem Thema hatte der Schriftsteller Michael Ende schon vor über fünfzig Jahren einen wundervollen Roman mit dem Titel „Momo“ geschrieben. Ich möchte an dieser Stelle nicht allzu stark ausholen. Doch in diesem Roman gibt es eine Szene, in der die Weltzeit angehalten wird und somit auch die Stadt, in der die Handlung spielt, stillsteht. Das Mädchen Momo läuft in der letzten Stunde, die ihr noch bleibt, durch die eiskalten Straßen, in denen alles Leben regungslos eingefroren ist. Die Stimmung dieser Szene war für mich der Zünder zur Textidee. Das Ticken der Uhr ist auch die Basis des Songs, dessen Tempo bei 120bpm liegt, also exakt zwei Viertelnoten pro Sekunde.

Dreams on the waiting line

Curie Street

„It’s the first day of Spring“. Ich denke, dass ich versehentlich keine besseren Worte für den Anfang von Curie Street hätte wählen können. Nicht nur weil es thematisch und emotional den Song gut öffnet, sondern weil Songtext und Songinspiration hier den selben Ursprung haben. Es war wirklich der erste Tag im Jahr, an dem die Sonne wärmer als zuvor schien und damit den Frühling einläutete. An diesem Tag schlenderte ich aus dem heimischen Stadtzentrum hinaus in den Vorort, wo sich derzeitig mein Tonstudio befand. Gute sieben Kilometer Fußmarsch lagen vor mir. Der Geist war frei, die Sinne waren geweitet und auf Empfang gestellt. Und dann, ohne dass ich es groß geplant hätte, kam ich an die im Text besungenen Orte und sog dort wie ein Schwamm die Eindrücke und Erinnerungen in mich hinein, die diese fast original erhaltenen Hinterhöfe, Reihenhäuser und Teerflickenstraßen zu bieten haben. Irgendwann kam ich dann im Studio an und griff zur Gitarre. In „Curie Street“ besinge ich die Kindheit meiner Geschwister, Freunde und mir. Doch vielleicht wecken die Erzählungen bei den Hörerinnen und Hörern auch eigene positive Erinnerungen.

Fun Fact: In dem Musikvideo gibt es eine Aufnahme von einer alten Straßenlaterne mit originaler Metalldampfglühbirne, welche tatsächlich immernoch Abend für Abend an diesem Ort aufleuchtete. Nur wenige Wochen nach meinem Dreh wurde sie durch eine moderne LED-Laterne ersetzt. Der Romantiker könnte behaupten, dass die alte Laterne über zwanzig Jahre darauf gewartet hätte, ihr letztes Licht diesem Video zu schenken.

Curie Street

Stars of Berlin

Anfangs begegnest einem Menschen, der dir sehr offen und warmherzig erscheint. Er leuchtet dich an, scherzt mit dir und lädt dich ein, in seine aufregende Welt zu kommen. Hoffnung, Leichtigkeit und Frohsinn umnebeln dich und du folgst ihm beschwingt in seinen zauberhaften Garten. Doch nach kurzer Zeit merkst du, dass alles irgendwie etwas seltsam ist. Ähnlich wie in der Truman Show hängst du in einer Art „Demoversion des Glückes“ fest. Das anfangs unendlich große Paradies wird mit einem Mal zu einer skurrilen Theaterbühne. Die Notausgänge sind nicht gekennzeichnet und das laufende Schauspiel wird langsam immer finsterer. Toxische Beziehungen sind Einbahnstraßen in einen psychischen Irrgarten. Dort angekommen, hungerst du seelisch aus und darfst dich am Ende völlig geschunden auf den Heimweg begeben oder auch gleich zu einem Therapeuten.

„Stars of Berlin“ beschreibt das Ende einer solchen Szenerie – die Stunde Null. Der Weg führt raus aus dem Theaterkeller, hinein in die Straßen der brodelnden Hauptstadt. Umgeben von tänzelnden Superstars, die vermeintlich alles schon erlebt und immer einen Rat haben, fängst du langsam an, wieder laufen zu lernen.

Stars of Berlin

New York City Blues – by Paul Kenton

Vor etwa einem Jahr stolperte ich im Netz über einen Maler, dessen Werke mich ziemlich beeindruckten. Nicht nur die Gemälde, sondern auch die Videos, die der britische Künstler Paul Kenton regelmäßig ins Netz stellt, gefielen mir auf Anhieb sehr gut. Ich abonnierte seinen Kanal und ließ mich fortan mit diversen Paintingsessions berieseln. Als ich eines Tages mal wieder an dem Design für das Album arbeitete, kam mir plötzlich eine kühne Idee. Wie würde die Platte wohl mit einem Paul Kenton Bild wirken? Sofort stand die anfangs erwähnte nächtliche Stadt wieder im Raum und ich wusste, dass Paul einige Bilder zu diesem Thema gezaubert hatte. Ich blätterte gespannt durch sein Portfolio und suchte dabei nach dem ultimativen Farbkick, nach einem Bild, das mich sofort ansprach. Und da war es.

New York City Blues

Die dunklen Blautöne, das satte Orange, der Glanz der nassen Straße, die bombastischen Dimensionen der Wolkenkratzer, die Mystik der Nacht, das Verborgene hinter den Fenstern … All das kommt hier auf wundersame Weise leuchtend zum Vorschein. An diesem Punkt entschied ich, das Außencover in Schwarz-Weiß zu drucken und die Farbgebung der Platte komplett diesem Bild auf der Innenhülle zu überlassen. Es fügte sich spielend leicht zusammen und ich war wie berauscht.

Dennoch gab es nun ein Problem. Ohne Genehmigung war es natürlich nicht machbar, dieses Bild zu nutzen. Mr. Kenton ist ein gefragter Künstler mit über zwei Millionen Followern und Werkpreisen im fünfstelligen Bereich. Ich glaubte nicht wirklich, dass dieser Mann einfach auf meine E-Mail mit: „Sure, Benjamin. No Problem“ antworten würde. Doch es war zu spät. Ich hatte mich in dieses Design verliebt und musste es versuchen. Ich schickte über verschiedene Kanäle mehrere Nachrichten an Paul. Wochen vergingen – keine Antwort. Etwa zehn Tage vor Beginn des Crowdfundings griff ich dann zum Telefon und wählte die Londoner Nummer auf der Website. Eine Frau in der Leitung erklärte mir freundlich, dass Mr. Kenton derartige Compilations nicht gern machen würde. Ich schlug vor, eine letzte Mail mit zwei Musikvideos und den Vorschaubildern des fertigen Artworks zu schicken. „You are welcome to do so, but don’t get your hopes up too much.” Ich legte auf, schrieb demütig meine Mail und machte mich anschließend daran, ein neues Cover zu gestalten. Etwa eine Stunde später erhielt ich plötzlich eine Antwort. “Hi Benjamin, Paul likes your music and is happy for you to use his artwork for this project. If you could send Paul a signed LP, that would be fantastic.“ What the hell? Wow!!!

Try it

Kommen wir zum letzten Lied der Platte. „Try it“ ist ein Song, der schon ziemlich lange auf meiner Festplatte lag. Entstanden war er in meinem alten Studio noch vor der Coronakrise. Natürlich ist das nun aber nicht mehr die Aufnahme von damals. Für das Album wurde der Song komplett neu eingespielt. Ursprünglich hielt ich ihn immer für einen Opener und hatte ihn bei diversen Testläufen stets an den Anfang der Playlist gesetzt. Dabei fand ich es witzig und auch schön klischeekonform, wenn eine Rockplatte mit dem Einstöpseln einer E-Gitarre startet. Doch als ich diesen Song meinem alten Freund Goshte vorstellte, meinte der, dass es dramaturgisch wohl besser wäre, die Nummer ans Ende zu setzen. Damit hatte er recht. Am Schluss macht der Song eine wesentlich bessere Figur und sorgt somit für einen leichteren Ausklang der Platte als beispielsweise „Curie Street“. In dieser Reihenfolge, so würde ich behaupten, könnte man sie gleich nochmal hören.

Nun, hiermit sind wir am Ende der Bogreihe angelangt. Ich freue mich sehr, dass diese, meine erste Soloplatte nun kurz vor ihrer Veröffentlichung steht. Das Crowdfundingziel ist pünktlich erreicht worden und ich bin sehr dankbar für all eure Hilfe. In Zeiten wie diesen ist es eigentlich finanzieller Selbstmord, sich ein Tonstudio zu bauen, analoge Instrumente einzuspielen, wochenlang zu mischen und am Ende auch noch „harte“ Tonträger herzustellen. Es ist nun mal so, dass handgemachte Musik viel Arbeit bedeutet und zwangsläufig auch viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Auch wenn diverse Streaminganbieter der Meinung sind, den Weltmusikkatalog für nur wenige bis gar keine monatlichen Gebühren anbieten zu müssen, ist die finanzielle Realität jedoch eine ganz andere. Bei unseren großen Helden liegen die Produktionskosten oft weit im sechsstelligen Bereich, was seine Gründe hat. In dieser Liga spiele ich zwar nicht, doch auch meine finanziellen Vorleistungen für dieses Projekt sind längst keine Hobbygebühren mehr.

Natürlich macht es aber auch Spaß. Und durch meine Erfahrungen weiß ich, dass sich die Menschen immer freuen, wenn bei ihrer Gartenparty die Gitarre herausgeholt wird. Dann heißt es manchmal: „Schön, dass einer sowas noch macht.“ oder: „Ich wollte früher auch immer Gitarre lernen.“ Musik verbindet und schafft besondere Momente. Sie ist Reflexion und Kommunikation. Sie ist alles, nur eben kein wertloses Datenpaket.

Ihr alle habt es nun möglich gemacht, dass diese Scheibe im November dieses Jahres das Licht der Welt erblicken darf. Vielen, vielen Dank für die großzügigen Spenden, Vorbestellungen und Unterstützungen. Ich fühle mich sehr geehrt durch dieses Ausmaß an Support.

Together we made it happen!

I love you!

B.B.